LPK August 2023

Aktuelle Ausbildungssituation12 Prozent mehr Ausbildungsverträge

Zum Start des neuen Ausbildungsjahres am 1. August 2023 verzeichnen die beiden Handwerkskammern im Land 1.239 neue Ausbildungsverträge. Im Vergleich zum Vorjahreszeitraum bedeutet dies einen Anstieg um 12 Prozent.

Der Bestand über alle Lehrjahre ist im Vorjahresvergleich um rund 3,5 Prozent angestiegen.

Als beliebteste handwerkliche Ausbildungsberufe erweisen sich in diesem Jahr an erster Stelle der Kraftfahrzeugmechatroniker, gefolgt vom Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik und dem Elektrotechniker. Weitere gut besetzte Berufe bilden Tischler, Maler und Lackierer, Land- und Baumaschinenmechatroniker, Dachdecker und Zimmerer.

17 Prozent der neuen Ausbildungsverträge wurden mit weiblichen Bewerbern besetzt. Rund 17 Prozent verfügen über Abitur oder Fachabitur. Diese Werte sind im Vergleich zum Vorjahr konstant geblieben.

In den „klimarelevanten“ Berufen Elektrotechniker sowie Anlagenmechaniker für Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik sind vergleichsweise starke Zuwächse zu verzeichnen. So stieg die Zahl der Azubis im Elektrohandwerk im Vergleich zum Vorjahr um 23 Prozent, im SHK-Handwerk sogar um 36 Prozent.

Präsident Uwe Lange von der Handwerkskammer Schwerin und Präsident Axel Hochschild von der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern weisen darauf hin, dass diese Zahlen nur eine „aktuelle Wasserstandsmeldung sind. Eine endgültige Bilanz des Ausbildungsjahres können wir erst zum Jahresende ziehen. Denn Ausbildungsverträge können auch nach dem Ausbildungsstart geschlossen werden und es ist noch viel Bewegung auf dem Ausbildungsmarkt.“

Mit Blick auf die insgesamt noch rund 700 nicht besetzten Angebote in den Lehrstellenbörsen der Handwerkskammern und die wachsende Fachkräftelücke fordern die Präsidenten deutlich mehr Engagement des Landes bei der Berufsorientierung.

Da diese in den vergangenen Jahren an den Schulen nur unzureichend geleistet wurde, haben die Handwerkskammern eigene Angebote entwickelt und durchgeführt. Dies könne aber keine landesweit flächendeckende Lösung bieten und stoße inzwischen an Kapazitätsgrenzen. Schließlich, so die Kammerpräsidenten, sei die Berufsorientierung eine wichtige Aufgabe des Landes.

„Für weitere gute Ansätze bietet sich auch der Blick in andere Bundesländer an“, so Lange und Hochschild. „In Sachsen-Anhalt zahlt das Land für Schülerinnen und Schüler ab 15 Jahren, die in den Ferien ein ein- bis vierwöchiges Praktikum in einem Handwerksbetrieb absolvieren, 120 Euro pro Woche. Die Jugendlichen können sich so in den Ferien gutes Taschengeld verdienen und haben zugleich Einblick in die Praxis. Gerade für kleinere Betriebe ist dies ein Erfolgsmodell, das ihnen ermöglicht, interessierte Schüler an eine Ausbildung heranzuführen.“

In Bayern sei ab diesem Jahr ein verpflichtender „Tag des Handwerks“ für alle allgemeinbildenden Schulen eingeführt worden. Möglich wäre auch, in die Überlegungen des Bundes für einen sozialen Pflichtdienst das Handwerk einzubeziehen.

„Die Nachwuchs- und Fachkräftegewinnung für das Handwerk ist – vor allem angesichts der großen Herausforderungen der politisch gewollten Energiewende - kein reines Eigeninteresse der Betriebe, sondern auch eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe“, so die Kammerpräsidenten. Daher müssten seitens der Landesregierung und des Bundes alle Möglichkeiten und Mittel genutzt werden, um das Handwerk dabei zu unterstützen.