Praesidenten Arge

Arbeitsgemeinhaft der Handwerkskammern M-VBürokratiebelastung deutlich zu hoch

Handwerkskammern in Mecklenburg-Vorpommern fordern endlich spürbare Entlastungen

Um aktuelle Erkenntnisse über die bürokratiebedingte Belastungsentwicklung von Handwerksbetrieben zu gewinnen, haben die Handwerkskammern in Mecklenburg-Vorpommern im ersten Quartal 2023 eine Umfrage zur „Bürokratiebelastung im Handwerk“ durchgeführt. An der bundesweit zeitgleich in allen Handwerkskammerbezirken durchgeführten Umfrage haben sich 571 Betriebe aus Mecklenburg-Vorpommern beteiligt.

Die wichtigsten Erkenntnisse im Überblick:

  • Für 78 Prozent der teilnehmenden Handwerksbetriebe aus MV ist der Bürokratieaufwand in den letzten fünf Jahren gestiegen. Der Wert liegt noch um 4 Prozentpunkte höher als im Bundesdurchschnitt.
  • Ständige Anpassungen an neue gesetzliche Regelungen sind für 71 Prozent der Handwerksbetriebe der größte Belastungsfaktor, gefolgt von der steigenden Zahl neuer Nachweis-, Dokumentations- und Meldepflichten (57 Prozent) und dem damit verbundenen steigenden Zeitaufwand.
  • 62 Prozent der Betriebe geben an, dadurch weniger Zeit für die Bearbeitung von Aufträgen zu haben. Längere Wartezeiten für die Kunden sind die Folge
  • 56 Prozent der Betriebe geben an, dass die Selbständigkeit im Handwerk infolge der Bürokratiebelastung zunehmend unattraktiv ist.
  • Gut 55 Prozent der Betriebe kommunizieren mit Behörden und Verwaltungen überwiegend digital, das sind 13 Prozent weniger als im Bundesschnitt.
  • Von 72 Prozent dieser Handwerksbetriebe, die digital mit Behörden kommunizieren, wird der digitale Austausch als Entlastung empfunden.
  • 45 Prozent der Betriebe kommunizieren mit Behörden jedoch nicht digital. Maßgebliche Gründe: Die angebotenen digitalen Kommunikationsverfahren sind zu kompliziert und zeitaufwändig oder es fehlt an digitalen Kommunikationskanälen der Behörden.
  • Das größte Potential für eine Entlastung sehen die Befragten Betriebe in den steuerrechtlichen Anforderungen (55 Prozent), bei den statistischen Auskunftspflichten (37 Prozent) sowie den Anforderungen des Datenschutzes (29 Prozent).
     

„Diese Ergebnisse sind alarmierend und sollten vom Gesetzgeber als Notruf verstanden werden“, so die Präsidenten der Handwerkskammern Schwerin Uwe Lange und Ostmecklenburg-Vorpommern Axel Hochschild. Ständig wuchernde Dokumentations-, Nachweis- und Informationspflichten würden die wirtschaftliche Entwicklung von Handwerksbetrieben in ohnehin schwierigen Zeiten abwürgen.

„Besonders erschreckend ist die Erkenntnis, dass viele junge Menschen wegen der immensen Bürokratie den Schritt in die Selbstständigkeit scheuen. Spätestens jetzt muss jedem klar sein, dass wir so nicht weitermachen können“, so die Kammerpräsidenten.

Das angekündigte Bürokratieentlastungsgesetz sei wichtig, könne aber nur ein Baustein von vielen sein, um dringend notwendige Erleichterungen zu schaffen. „Die Bundesregierung darf jetzt keine weitere Zeit unnötig verstreichen lassen. Das Handwerk hat zahlreiche konkrete Maßnahmenvorschläge vorgelegt, die uns wieder mehr Luft zum Atmen geben würden. Dazu zählt zum Beispiel ein Praxischeck für Gesetze, bevor sie verabschiedet werden. Es ist zwingend notwendig zu prüfen, wie Gesetze in der Praxis wirken und wie sie für Betriebe umsetzbar sind.“