elektroniker_15
Marketing Handwerk GmbH

Handwerkskammern: Fachkräftemangel ist zum Notstand gewordenHandwerk im Land fordert Bildungswende 

Bundesweit fehlen im Handwerk rund 200.000 Fachkräfte und auch in Mecklenburg-Vorpommern können im Handwerk mehr als 5.000 Stellen pro Jahr nicht besetzt werden. 2020 gab es für etwa 39 Prozent aller freien Stellen im deutschen Handwerk keine passend qualifizierten Fachkräfte. Die Stellenüberhangsquote ist im Handwerk damit höher als in anderen Wirtschaftsbereichen.

Für die Präsidenten Axel Hochschild von der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern und Uwe Lange von der Handwerkskammer Schwerin ist diese Entwicklung besorgniserregend: „Im Handwerk gibt es inzwischen einen Fachkräftenotstand. Die Auswirkungen sind dramatisch. Vor allem spüren dies die potenziellen Kunden. Die Auftragsbücher sind voll. Die durchschnittliche Auftragsreichweite beträgt mehr als 12 Wochen, in einigen Gewerken weit darüber hinaus. Wenn die Klimaziele erreicht und die Energiewende vollzogen werden sollen, geht dies nur mit dem Handwerk und genügend qualifizierten Fachkräften.“

Besonders groß sei die Not im Elektro- oder Sanitär-, Heizungs- und Klimatechnik-Handwerk. Bundesweit fehlten schon jetzt rund 190.000 Handwerker, um Solaranlagen zu installieren oder Fassaden zu dämmen. Allein zur Einhaltung der politischen Zielsetzung der Ampel im Bund, bis 2030 sechs Millionen Wärmepumpen zu installieren, würden rund 60.000 zusätzliche Fachhandwerker benötigt.

Hier fordert das Handwerk die Unterstützung der Politik ein. „Wir brauchen“, so die Handwerkskammer-Präsidenten „eine Bildungswende, die der dualen Ausbildung die gleiche Wertigkeit zuschreibt wie der akademischen Bildung“. In Mecklenburg-Vorpommern stehen etwa 38.000 Studierende rund 19.000 Auszubildenden in allen Wirtschaftsbereichen gegenüber. Im Handwerk sind es rund 5.000 Auszubildende.

„Der Akademisierungswahn wird mittlerweile durchaus als Problem erkannt, aber es wird nicht gegengesteuert“, so die Präsidenten. So könnte zum Beispiel die generelle Einführung eines Numerus Clausus für ein Hochschulstudium dem Trend entgegenwirken.

Laut einer Studie liege bei Lehramts-Studenten für Regionale Schulen der sogenannte Schwundanteil an der Universität Rostock bei 67 Prozent, an der Universität Greifswald sogar bei 83 Prozent. „Diese Kosten und den Zeitverlust können sich die jungen Menschen und unsere Gesellschaft nicht leisten.“

Über die Lehrstellenbörsen der Handwerkskammern werden derzeit wieder über 800 freie Ausbildungsplätze angeboten. „Die Chancen für jungen Menschen, in der Region eine gute berufliche und soziale Perspektive zu finden sowie Verantwortung und Führungspositionen im Handwerk zu übernehmen, waren noch nie so hoch“, so die beiden Kammerpräsidenten.