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Katarzyna Bialasiewicz photographee.eu

Bilanz zum Jahreswechsel Handwerk trotzt schwierigen Bedingungen

Die wirtschaftliche Situation des Handwerks im Land hat sich in 2021 insgesamt stabilisiert. Im Vergleich zu anderen Wirtschaftsbereichen musste die Wirtschaftsgruppe im zweiten Corona-Jahr weniger starke Einbrüche kompensieren. Dies haben die Ergebnisse der Herbstumfragen beider Handwerkskammern des Landes Mecklenburg-Vorpommern bestätigt.

Präsident Axel Hochschild von der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern und Präsident Uwe Lange von der Handwerkskammer Schwerin betonen die Bedeutung des Handwerks für die gesamte Entwicklung: „Gerade die Pandemiezeit hat gezeigt, dass das Handwerk systemrelevant ist und dass dieser Wirtschaftsbereich von der Versorgung der Bevölkerung, über Dienstleistungen im Gesundheitsbereich bis hin zur IT-Infrastruktur und Mobilität das Land am Laufen hält“.

Handwerk, so die beiden Präsidenten, werde nahezu immer und überall gebraucht. Der Betriebsbestand im Handwerk zeigt sich Anfang Dezember mit ca. 20 000 Unternehmen (HWK OMV: 12.376, HWK Schwerin: 7.549) stabil. Die meisten Neueintragungen erfolgten in den Gewerken Elektrotechnik, Kfz-Technik, Maler und Lackierer sowie Gebäudereiniger und Fotografen.

Dass die mit dem Handwerk verbundenen guten beruflichen Perspektiven in der Region zunehmend Jugendliche und deren Eltern überzeugen, zeigt die Ausbildungsbilanz. So verzeichneten beide Kammern in diesem Jahr bei den Neuverträgen (2.153 Neuverträge) im Vergleich zum Vorjahr einen landesweiten Zuwachs von rund 9 Prozent. Selbst im Vergleich zum Vor-Corona-Jahr 2019 konnten die Handwerkskammern einen Anstieg der Ausbildungsverträge um mehr als 6 Prozent registrieren. Besonders ausbildungsstark sind dabei Gewerke wie Kfz-Mechatroniker (380), Tischler (128), Dachdecker (96) oder Metallbauer (90). Für das kommende Ausbildungsjahr stehen bereits 696 (OMV: 520, Schwerin: 179) freie Lehrstellen in den Online-Börsen der Handwerkskammern.

Die hohe Ausbildungsqualität des Handwerks im Land hat sich auch im Leistungswettbewerb des Deutschen Handwerks gezeigt. Bootsbauer Florian Woll (Ausbildungsbetrieb: Karsten Burwitz, Stralsund) und Segelmacher Nils Witt (Ausbildungsbetrieb: Sebastian Hentschel aus Greifswald) wurden Bundessieger in ihren jeweiligen Berufen.

Als wesentlichen handwerkspolitischen Erfolg im Jahr 2021 werten beide Kammerpräsidenten die Einführung des landesweites Azubi-Tickets für die kostenintensiven Fahrten zu den Berufsschulen. „Dies muss jetzt aber auch auf Auszubildende, deren Berufsschulen außerhalb des Landes liegen, ausgeweitet werden“, so Axel Hochschild und Uwe Lange.

Die insgesamt stabile Entwicklung des Handwerks konnte sich trotz zum Teil sehr schwieriger Rahmenbedingungen fortsetzen. Viele Gewerke wurden in diesem Jahr von Lieferproblemen, Materialengpässen und steigenden Preisen für Rohstoffe, Energie, Materialien und Mobilität stark gefordert. Vor allem im Bausektor und im Kfz-Handwerk sind die Auswirkungen nach wie vor deutlich spürbar.

Coronabedingte Betriebsschließungen, die im Frühjahr vor allem die körpernahen Dienstleistungen wie Kosmetiker und Friseure getroffen hatten, wurden in der zweiten Jahreshälfte vermieden. Mit Blick auf die aktuellen Corona-Regelungen kritisieren die Kammern aber erneut die Ungleichbehandlung beider Gewerke. „Warum die Kosmetikbetriebe der 2-G-Plus-Regelung unterliegen sollen, ist nicht nachvollziehbar. Angesichts der sehr hohen Hygienestandards und der wichtigen Rolle für die Gesundheitspflege der Bevölkerung ist dies eine falsche Zuordnung“, so die Kammerpräsidenten. Relevant sei deshalb ein aktuelles Urteil des Verwaltungsgerichts Schwerin, dass ein Kosmetikunternehmen mit Blick auf die Corona-Landesverordnung mit dem Friseurhandwerk gleichgestellt hat.

Der Ausblick auf die weitere Entwicklung fällt in den Umfragen der Kammern angesichts der Inflations- und Konjunkturrisiken etwas gedämpfter aus. Trotzdem gehen rund 90 Prozent der Betriebe von einer zumindest gleichbleibenden wirtschaftlichen Situation aus. Die Präsidenten der Handwerkskammern im Land sehen für die weitere wirtschaftliche Entwicklung das Handwerk in einer tragenden Rolle.

„Klimaschutz, Energiewende, Nachhaltigkeit, Digitalisierung und die Folgen des demografischen Wandels lassen sich nur mit dem Handwerk bewältigen. Dazu brauchen unsere Betriebe aber handwerksfreundliche Rahmenbedingungen, Bürokratieabbau und eine Sozialabgabenquote, die 40 Prozent nicht übersteigen darf. Vor allem aber brauchen wir eine echte Gleichwertigkeit von beruflicher und akademischer Bildung, die gesetzlich festgeschrieben ist und auch wirklich umgesetzt wird.“