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Herbstkonjunktur 2025Handwerk unter Druck – Konjunkturimpulse fehlen

Das Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern steht unter erheblichem wirtschaftlichem Druck, weil Wachstumsimpulse fehlen. Das zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage der beiden Handwerkskammern des Landes, an der landesweit 748 Betriebe aus verschiedenen Branchen teilgenommen haben.

Der Geschäftsklimaindex ist gegenüber dem ersten Quartal um 6,5 Prozentpunkte gesunken. Dies ist ein klares Signal für die angespannte Lage. Zwar liegt der Index leicht über dem Vorjahreswert, doch die Erwartungen der Betriebe an die weitere Entwicklung bleiben verhalten. Die Sommermonate haben keine konjunkturellen Impulse gebracht, die Lage entwickelt sich seitwärts.

43 Prozent der Betriebe bewerten ihre aktuelle Situation als gut, 41 Prozent als befriedigend, 16,3 Prozent als schlecht. Fast ein Viertel rechnet in den kommenden Monaten mit einer Verschlechterung der Geschäftslage. Gründe für die Zurückhaltung sind geopolitische Unsicherheiten, steigende Kosten und fehlende politische Reformen.

„Wenn jetzt keine klaren Entscheidungen getroffen werden, droht ein Verlust von Fachkräften und wirtschaftlicher Substanz“, warnt Jens-Uwe Hopf, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Ostmecklenburg-Vorpommern. Besonders die gestiegenen Energie- und Rohstoffpreise, die über 42 Prozent gekletterten Lohnnebenkosten und der immense Bürokratieaufwand gefährden nach seiner Aussage die Stabilität im Land. Zudem belaste die steigende CO2-Abgabe das Handwerk. Sollte die Abgabe weiter steigen, würde Benzin 2026 etwa 17 und Diesel rund 19 Cent mehr pro Liter kosten. Gerade im ländlichen Raum dürfe damit nicht die Versorgungssicherheit gefährdet werden, so die Handwerkskammern.

Der angekündigte „Herbst der Reformen“ müsse sich nun als echter Aufbruch und nicht als „laues Lüftchen“ mit punktuellen Korrekturen erweisen. „Die Bundesregierung hat es jetzt in der Hand, ob es einen selbsttragenden Aufschwung geben kann. Dies erfordert jedoch schnelle Entscheidungen und Umsetzungen“, so Hopf weiter.

Branchenentwicklung: Licht und Schatten

Stabilität zeigen das Nahrungsmittel- und das Gesundheitshandwerk sowie das Kfz-Gewerbe. Dem rückläufigen Neuwagengeschäft steht hier eine relativ stabile Werkstattauslastung von rund 87 Prozent entgegen.

Im Ausbauhandwerk stützt die Nachfrage nach Sanierungen und Modernisierungen die Geschäftslage. Dagegen ist im Bauhauptgewerbe die erwartete Sommerbelebung ausgeblieben: Hohe Baukosten, zögerliche Genehmigungen und ausbleibende öffentliche Investitionen belasten die Betriebe und bremsen die Dynamik.

Handwerkskammern fordern Investitionsschub

„Die versprochenen Investitionen, etwa die zwei Milliarden Euro aus dem Bundes-Sondervermögen, müssen jetzt schnell und unbürokratisch bei den Betrieben ankommen“, fordert Gunnar Pohl, Hauptgeschäftsführer der Handwerkskammer Schwerin. Die mittelständisch geprägten Unternehmen stünden bereit, die großen politischen Ziele vom Wohnungsbau bis zur Digitalisierung umzusetzen. Doch dafür brauche es vor allem Planungssicherheit und deutlich weniger Bürokratie. „Unternehmertum und Selbstständigkeit dürfen nicht länger unter Generalverdacht stehen. Es ist höchste Zeit, den Betrieben wieder Vertrauen entgegenzubringen und unternehmerische Freiheit zu ermöglichen“, so Pohl.

Schnelles Handeln sei auch erforderlich, da die Beschäftigung in der Baubranche des Landes im ersten Halbjahr um 1,4 Prozent – das entspricht etwa 150 Arbeitnehmern landesweit – gesunken ist. „Das sind Fachkräfte, die gerade jetzt für den Bau der Bildungsinfrastruktur, Wohnungen, Brücken und Straßen mehr denn je gebraucht werden“.