Ausbildung, ÜLU, Weiterbildung, Meisterausbildung, Meisterschule, Tischler, Holz
Joern Lehmann jl@lehmann-photo.de

Komplettschließung der BildungsstättenHandwerkliche Ausbildungsqualität im Land nicht gefährden

Pressemitteilung der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern in M-V

Die Handwerkskammern des Landes MV reagieren mit großem Unverständnis und Sorge um die Ausbildung auf die komplette Untersagung von Präsenzunterricht für die Aus- und Weiterbildung in ihren Bildungsstätten durch die Landesregierung, während in den Berufsschulen für die Abschlussklassen der Präsenzunterricht weiterhin erlaubt ist. Dazu Präsident Axel Hochschild von der Arbeitsgemeinschaft der Handwerkskammern in MV: „Diese Ungleichbehandlung zu den Berufsschulen ist mit Blick auf das gemeinsame Ziel, die Berufsabschlüsse zumindest für die Abschlussklassen zu gewährleisten, nicht nachvollziehbar und inakzeptabel. Hier gerät der praktische Teil der Ausbildung, der zwingend zu vermitteln und auch Prüfungsbestandteil ist, deutlich ins Hintertreffen. Wir müssen aufpassen, dass das Land keine Dequalifizierungsspirale in Gang setzt und Menschen zu Bildungsverlierern werden“, so Hochschild weiter.

Im Augenblick dürfen beispielsweise keine Lehrgänge für Auszubildende in der Überbetrieblichen Lehrlingsunterweisung (ÜLU) durchgeführt werden, obwohl hier ebenso in den Abschlussjahrgängen die praktischen Prüfungen anstehen. Im ersten Quartal des Jahres waren für ca. 3000 Azubis in den Bildungsstätten der HWKen (Rostock, Neustrelitz, Schwerin) ÜLU-Kurse geplant, davon rund 800 in den Abschlussjahrgängen.

In anderen Ländern wie Thüringen, Sachsen-Anhalt, NRW oder Hamburg, in denen das Infektionsgeschehen viel intensiver sei, seien Präsenzkurse in den Bildungsstätten weiterhin erlaubt. In Niedersachsen könnten zudem sogar die ÜLU-Lehrgänge aller Jahrgänge weiter durchgeführt werden.

Infektionsschutz sei richtig und wichtig, so Hochschild weiter. Die Bildungszentren der Handwerkskammern sind deshalb seit Monaten optimal mit festgelegten Hygienerichtlinien und entsprechender technischer Ausstattung auf diese Situation eingestellt.

„Die Berufspraxis kann eben nicht online im Distanzunterricht vermittelt werden. Wir brauchen mit Blick auf die Fachkräftesicherung jede Handwerkerin und jeden Handwerker. Hier wird wertvolle Zeit verschenkt, zumal sich manche Betriebe durch Schließungen gerade jetzt sehr um die Ausbildung kümmern könnten. Die duale Ausbildung gerät damit in Schieflage. Zudem wird es organisatorisch nicht leicht sein, fehlende Kursinhalte mit späterer erlaubter Öffnung komplett für alle kurzfristig nachzuholen.“ Nach den Worten von Präsident Hochschild dürfe hier nicht mit unterschiedlichem Maß gemessen werden.

Die Handwerkskammern des Landes MV haben sich mit diesem Anliegen im Interesse aller handwerklichen Ausbildungsbetriebe nachdrücklich und vehement an die Landesregierung gewandt. Diese fordern zur Sicherung der Ausbildungsqualität ein schnelles und unbürokratisches Handeln der Landesregierung – im Interesse der Fachkräftesicherung und Stabilisierung handwerklicher Strukturen im Land.

„Wenn wir von Nachhaltigkeit und Zukunftssicherung sprechen und dies keine Sonntagsreden sein sollen, so ist dabei die Sicherung unserer Fachkräfte ein zentrales Thema. Das Handwerk hat entgegen dem bundesweiten Trend im größten Teil des Landes sogar einen Zuwachs an neuen Ausbildungsverträgen im Jahr 2020 verzeichnet und kommt damit seiner Verantwortung auf dem Ausbildungsmarkt in besonderer Weise nach. Dieses Engagement der Unternehmen darf nicht ausgebremst werden“, so Präsident Hochschild.