Axel Hochschild, Uwe Lange und LPK-Vorstandsmitglied Axel Seitz (v.l.).
Axel Hochschild, Uwe Lange und LPK-Vorstandsmitglied Axel Seitz (v.l.).

Aktuelle HandwerkskonjunkturZwischen Energiewende und Baukrise

Die aktuelle Umfrage zur Konjunktur im Handwerk von Mecklenburg-Vorpommern zeigt eine überwiegend stabile Lage in den befragten Unternehmen. Für die Monate Juli, August und September 2023 haben rund 87 Prozent der Betriebe ihre Geschäftslage noch als gut oder befriedigend bewertet. Das sind 2 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Auch der Geschäftsklimaindex ist gegenüber dem Energiekrisen-Herbst des Vorjahres wieder um rund 11,5 Punkte gestiegen, liegt aber deutlich unterhalb der Werte der Vor-Corona-Jahre. Maßgeblicher Grund dafür ist der Einbruch der Baukonjunktur.

Noch können die meisten Handwerksbetriebe von guten Auftragspolstern zehren. Die durchschnittliche Auftragsvorlaufzeit beträgt 10,5 Wochen. Die schwache Gesamtwirtschaft in Deutschland, die hohe Inflationsrate und die spürbare Kundenzurückhaltung beeinflussen jedoch spürbar die Nachfrage nach Handwerksleistungen. Insbesondere im Baubereich mehren sich die Alarmzeichen. Trotz der Sommermonate und saisonaler Aspekte geben hier 35 Prozent gleichbleibende Aufträge, nur 14 Prozent gestiegene und annähernd 51 Prozent eine verschlechterte Auftragssituation an.

„Die Baukonjunktur wird durch hohe Materialkosten und Bauzinsen belastet. Hinzu kommen teilweise immer noch unklare politische Rahmenbedingungen, zum Beispiel mit Blick auf die Förderung für den Heizungstausch“, so die Präsidenten der Handwerkskammern Schwerin, Uwe Lange und Ostmecklenburg-Vorpommern, Axel Hochschild. 

Die Belastbarkeitsgrenze des Handwerks ist in vielen Bereichen erreicht, die Sozialabgaben haben längst die 40-Prozent-Marke überschritten. Bezahlbare Energie bleibt weiterhin ein großes Thema. „Es macht am Ende des Tages keinen Unterschied, ob wegen zu hoher Energiekosten ein Großunternehmen abwandert oder ein Handwerksbetrieb dicht macht. Energie muss für die gesamte Wirtschaft bezahlbar sein, nicht nur für die Industrie“, so die Präsidenten der Handwerkkammern.

Positiv sind vor diesem Hintergrund der wirtschaftspolitischen Entwicklung und unsicheren Prognosen die stabile Beschäftigungssituation und die Ausbildungszahlen im Handwerk. Mit 2.106 neuen Ausbildungsverträgen zum 30.09. konnte landesweit gegenüber 2022 ein Plus von mehr als 8 Prozent erzielt werden. Laut der aktuellen Konjunkturumfragen beider Handwerkskammern wollen 80 Prozent aller befragten Handwerksbetriebe in den nächsten Monaten ihre Mitarbeiter halten, 15 Prozent befürchten, Beschäftigte entlassen zu müssen, vor allem aus der Baubranche.

Auf den weiteren Konjunkturverlauf blicken die Handwerker im Land mit Sorge, wenn auch nicht so ausgeprägt wie im Krisenherbst 2022.

Handwerk in Mecklenburg-Vorpommern: Zum Handwerk in MV gehören aktuell 19.735 Betriebe, etwa 112.000 Beschäftigte sowie 5.965 Auszubildende. Das Handwerk erwirtschaftet einen jährlichen Umsatz von rund neun Milliarden Euro. Ihm wird etwa 25 Prozent des Ausbildungsmarktes in MV zugerechnet. An der Herbstumfrage haben sich 871 Betriebe aus dem ganzen Land beteiligt.